Frauen verdienen (nicht nur) in Australien weniger Geld als Männer. Ein Café in Melbourne will diese Lücke ausgleichen, und verlangt von seinen männlichen Kunden mehr Kohle.
An der Wand hängen Perioden-Sticker und auf der Bar liegen Steine in Vulva-Form. Das Handsome Her in Melbournes Hipster-Viertel Brunswick ist ein feministisches Café. Wer gegenüber der Theke sitzt, dem schaut Frida Kahlo beim Latte schlürfen zu. Vor einer Woche hat es eröffnet.
Frida Kahlo guckt lieber Frauen beim Latte schlürfen zu
Frauen sind hier ausdrücklich erwünschter als Männer, das Café ein „Platz von Frauen für Frauen“, steht auf einem Schild an der Bar. Darunter folgen die Hausregeln – und eine von ihnen lässt gerade das Internet ausflippen.
Would LOVE everyones thoughts on this. My friends cafe in #Brunswick, Handsom Her – is for women by women AND an has a 18% gender tax! pic.twitter.com/tVSX3PO4q8
— Paige Cardona (@paigecardona) 3. August 2017
Regel eins besagt, dass Frauen bevorzugt behandelt werden, wenn’s um die Sitzplätze geht. Okay. Aber dann: Regel zwei erklärt, dass „Männern 18 Prozent mehr berechnet werden, in erster Linie, um die Gender Pay Gap von 2016 widerzuspiegeln. Das Geld wird an ein Frauenprojekt gespendet“.
Die Gender Pay Gap
Die Gender Pay Gap beschreibt die Lücke, die zwischen den Gehältern von Männern und Frauen entsteht. Dabei werden die durchschnittlichen Einkommen verglichen. In Australien entstand dabei 2016 eine Lücke von 18 Prozent, 2017 waren es immer noch 17. Eine Gender Pay Gap besteht aber auch in Deutschland. Hier verdienen Frauen durchschnittlich sogar 21 Prozent weniger Geld als Männer.
Gute Sache oder Diskriminierung von Männern?
Diese Regelung finden manche jetzt ultra gut, sagen, das sei schon lange fällig gewesen. Andere wiederum meinen, das sei Diskriminierung und nicht okay.
I'll give you 6 months, tops. SJW and sexist women voting with their empty wallets, what could possibly go wrong ?
— JoeVSta (@JoeVSta) 4. August 2017
Ein User denkt nicht, dass das Geschäftsmodell wirtschaftlich funktionieren könnte. Ein anderer fragt: „Gilt die Regel auch für meinen Aborigine-Kumpel?“, und will damit wohl sagen, dass es auch genug Männer gibt, die nicht 18 Prozent mehr verdienen als Frauen.
Not a fan. Whilst appreciate highlighting the issue of pay, creating an us and them is divisive. Flip this, and Twitter is in flames.
— Pauloncè (@PJS_84) 3. August 2017
Konstruktive Kritik gibt’s auch. Diese Userin sagt, ein „wir“ und ein „die“ zu etablieren, sei kontraproduktiv.
Ein freiwilliger Aufschlag und nur eine Woche pro Monat
Dabei wollen die Betreiber des Cafés vor allem auf die bestehende Lohnungleichheit in Australien aufmerksam machen. „Alles, was wir wirklich wollten war, das Bewusstsein für die Gender Pay Gap zu schärfen und eine Diskussion darüber in Gang zu bringen“, zitiert CNN Café-Managerin Belle Ngien.
Ihre Geschäftspartnerin Alexandra O’Brien sagte dem TV-Sender Channel7, dass es diese Hausregel nur eine Woche pro Monat geben werde. Der Aufschlag sei außerdem freiwillig. Aber: „Ich finde gut, dass dies die Männer innehalten und über ihr Privileg nachdenken lässt“, sagte sie.
Manche Männer zahlen sogar mehr
Unterstützerinnen finden sich natürlich im Café. Eine Frau sagt: „Ich denke, das ist fair. Wenn man mal über die Welt und die Geschlechterunterschiede nachdenkt.“ Noch habe sich auch niemand geweigert, den Aufschlag zu bezahlen. Einige Männer zahlten sogar mehr als die empfohlenen 18 Prozent, einige kämen extra nach Brunswick, um das Café zu unterstützen.